„Voneinander lernen“ – Wie ein Logo für Vielfalt, Respekt und kulturelle Verbundenheit steht
Das Logo unseres Kitaträgers hat eine spannende Entwicklung hinter sich – es ist im wahrsten Sinne des Wortes mit uns gewachsen. Anfangs zeigte es lediglich ein blondes Kindergesicht, ein fröhlicher „Fratz“, wie man so schön sagt. Doch mit der Zeit wurde uns bewusst: Dieses Bild spiegelte längst nicht mehr das wider, was uns als Träger und Gemeinschaft ausmacht. Heute zeigt unser Logo Kinder in ihrer Vielfalt – äußerlich und kulturell. Darunter auch ein Kind, das indigene Züge trägt. Dieses Symbol ist kein Zufall, sondern Ausdruck unserer tiefen Überzeugung: Frühe Bildung bedeutet auch, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und voneinander zu lernen.
Gerade das indigene Kind im Logo steht exemplarisch für eine Haltung, die wir in unserer pädagogischen Arbeit täglich leben. Es symbolisiert Respekt, Weltoffenheit und ein Lernen, das in Beziehung steht – zu anderen Menschen, zu anderen Kulturen und zur Natur. Unsere enge Verbindung zur Lakota-Gemeinschaft, einer indigenen Nation in den USA, konkret zur Pine Ridge Reservation, hat unsere Sichtweise auf Bildung nachhaltig geprägt. Aus einer anfänglichen Zusammenarbeit im Rahmen kleiner Hilfsprojekte wurde eine tiefe, persönliche und pädagogische Verbindung.
Die Lakota haben uns gelehrt, wie man mit Zerrissenheit zwischen Kulturen umgeht – mit Mut, Würde und Resilienz. Sie zeigen, dass es möglich ist, trotz jahrhundertelanger kolonialer Unterdrückung und kapitalistischer Vereinnahmung eine eigene Welt lebendig zu halten. Eine Welt, in der Gemeinschaft, Spiritualität, Sprache und Naturverbundenheit zentrale Werte sind. Diese Haltung hat uns inspiriert – nicht als folkloristische Verzierung, sondern als ernstzunehmender Bildungsansatz.
Natürlich stellt sich bei einer so engen kulturellen Bezugnahme auch die Frage nach der Grenze zwischen Respekt und Aneignung. Uns ist bewusst, dass wir als europäischer Träger in einer historischen Verantwortung stehen. Deshalb gilt für uns: Nicht wir bestimmen, ob eine Darstellung angemessen ist – sondern die Menschen, deren Kultur es betrifft. Wir haben von Beginn an den Austausch mit Vertreter:innen der Lakota gesucht, sie über unser Logo informiert – und ihre Zustimmung erhalten. Auch die Verwendung des Begriffs „Indianer“ thematisieren wir nicht pauschal, sondern differenziert und in Rücksprache mit jenen, die dieses Erbe tragen. Es geht um Augenhöhe – nicht um ein pädagogisches Dekor.
Unsere Botschaft an Kinder, Eltern und die Öffentlichkeit ist dabei klar und einfach: Vielfalt ist kein pädagogisches Trendwort, sondern gelebter Alltag. Wir wollen, dass Kinder von Anfang an erleben, dass es viele Arten gibt, die Welt zu sehen – und dass jede davon wertvoll ist. Wir laden sie ein, neugierig zu sein, Fragen zu stellen und sich auf andere Sichtweisen einzulassen. Und wir möchten ihnen zeigen, dass es möglich ist, Brücken zu bauen – über Sprachen, Kontinente und Kulturen hinweg. Denn wahre Bildung beginnt dort, wo wir voneinander lernen.